Wortwahl beeinflusst öffentliche Meinung zum Energieembargo I Bruno Castanho Silva & Jens Wäckerle

15.06.2022

Gespaltene Meinung zu vollständigem Energieembargo: Gut die Hälfte der Deutschen spricht sich für ein Embargo sämtlicher russischer Energie aus / Repräsentative Umfrage mit 3251 Teilnehmenden

Eine knappe Mehrheit der Deutschen befürwortet ein sofortiges vollständiges Embargo für russische Energie. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage in den Politikwissenschaften von Dr. Bruno Castanho Silva und Jens Wäckerle, assoziierte Wissenschaftler des Exzellenzclusters ECONtribute an der Universität zu Köln, und Dr. Christopher Wratil (Universität Wien). Die Studie ist vorab als ECONtribute Discussion Paper erschienen.

Die Forscher befragten 3251 Deutsche zu ihrer Meinung zu einem vollständigen Energieembargo. Das Ergebnis: 52 Prozent der Befragten stimmten mit „definitiv ja“ oder „eher ja“, während sich 40 Prozent gegen ein Embargo aussprachen. Am höchsten ist die Unterstützung bei den Wähler:innen der Grünen mit fast 80 Prozent, gefolgt von denen der SPD. Die Wählerschaft des Ampelpartners FDP stimmt hingegen nur zu 45 Prozent zu.

Anhand unterschiedlich formulierter Fragen (Framing) untersuchte das Team, von welchen Faktoren die Zustimmung abhängt. Der entscheidendste Faktor: die Meinung der Anderen. Lasen die Teilnehmenden Texte, die nahelegten, dass die Mehrheit der Deutschen ein Embargo ablehnt, stimmten sie selbst auch eher dagegen – und umgekehrt. Außerdem wird die Meinungsbildung davon beeinflusst, wie die wirtschaftlichen Auswirkungen kommuniziert werden. Bekommen Teilnehmende faktische Informationen, sprechen sich mehr Menschen für ein Embargo aus. „Da die durchschnittliche Zustimmung bei rund 50 Prozent liegt, kann die genaue Formulierung ökonomischer Prognosen öffentliche Mehrheiten verändern“, sagt Bruno Castanho Silva, Forscher des Exzellenzclusters ECONtribute an der Universität zu Köln. Gleichzeitig könne auch die Wortwahl von Politiker:innen die öffentliche Meinung stark beeinflussen. Die Höhe von Energiesubventionen, ein möglicherweise frühzeitiges Kriegsende oder die historische Verantwortung Deutschlands spielen laut Studie keine signifikante Rolle dafür, wie sich die Teilnehmenden entscheiden.

Presse und Kommunikation

Carolin Jackermeier
ECONtribute
Tel. +49 221 470 7258
M jackermeier@wiso.uni-koeln.de

Charlotte Pekel
ECONtribute
Tel. +49 221 470 89965
M pekel@wiso.uni-koeln.de

 

Inhaltlicher Kontakt

Bruno Castanho Silva, PhD
ECONtribute, Universität zu Köln
Tel. +49 221 470 1716
M bcsilva@wiso.uni-koeln.de

Weitere Informationen

Publikation