Forschungsansatz

Märkte sind für moderne Gesellschaften von zentraler Bedeutung. Funktionieren sie, dann koordinieren sie die wirtschaftlichen Aktivitäten von Millionen von Einzelpersonen und Unternehmen und sind eine Quelle des Wohlstands. Aber sie können auch versagen und unerwünschte Ergebnisse hervorbringen und beispielsweise die Vermögens- und Einkommensungleichheit verschärfen. Wenn Marktpreise durch ökonomische Aktivitäten verursachte Umweltschäden nicht adäquat widerspiegeln, werden Bemühungen den Klimawandel zu verhindern, untergraben. Das Versagen der Finanzmärkte hat zur globalen Finanzkrise geführt, die eine tiefe Rezession und vom Steuerzahler finanzierte Bankenrettungen zur Folge hatte.

Marktversagen ist seit langem als Rechtfertigung für staatliche Interventionen anerkannt. Üblicherweise und im Sinne einer traditionellen ökonomischen Herangehensweise ist eine Korrektur dieser Marktergebnisse, zum Beispiel durch Besteuerung oder staatliche Regulierung, unabdingbar.

Durch strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft und der Gesellschaft, wie z. B. die Digitalisierung oder die globale Finanzkrise, sind zudem neuartige Probleme entstanden, die mit einer traditionellen Perspektive auf Marktversagen nur schwer adressiert werden können. Sie erfordern einen umfassenden Ansatz, der die neuesten Forschungsentwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften und den Nachbardisziplinen mit einbezieht.

ECONtribute hat es sich zum Ziel gesetzt über traditionellen Ansätze hinaus, innovative Lösungen zu erarbeiten. Dabei werden Erkenntnisse aus der ökonomischen Theorie, der Verhaltensökonomie, der Psychologie, der Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaft systematisch für die Analyse von Märkten & Public Policy kombiniert um adäquate Lösungsansätze für drängende gesellschaftliche Herausforderungen wie Globalisierung, Digitalisierung, schwere Finanzkrisen, Klimawandel oder politischen Extremismus zu entwickeln.

Alle Forschungsaktivitäten drehen sich um zwei grundlegende Fragen: Inwieweit sind staatliche Eingriffe erforderlich, um das ordnungsgemäße Funktionieren von Märkten zu gewährleisten und unerwünschte Marktergebnisse zu korrigieren? Und wie sollte eine solche im Detail Politik gestaltet sein, um die gewünschten Ziele zu erreichen?

Unser Ansatz zu Märkten und öffentlicher Politik erweitert die traditionelle Analyse von Marktversagen in dreierlei Hinsicht: Erstens erweitert er den Blick auf neue Herausforderungen, die durch strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft entstanden sind, wie z.B. Verbraucherschutz in digitalen Märkten oder Finanzregulierung aus einer systemischen Perspektive. Zweitens berücksichtigt er neue Kriterien, wie Verfahrensgerechtigkeit, soziale Verantwortung und Moral, die über die traditionellen Vorstellungen von wirtschaftlicher Effizienz und Wohlfahrt hinausgehen. Und schließlich werden neue Instrumente und Methoden eingesetzt und weiterentwickelt, die etwa in der experimentellen Ökonomie, im Markt- und Mechanism Design oder in der Informatik entwickelt wurden.

Drei Merkmale zeichnen den Ansatz des Clusters im Vergleich zu anderen nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen aus: (1) der Fokus, gesellschaftliche Herausforderungen auf der Basis von Grundlagenforschung zu ökonomischem Verhalten anzugehen (2) eine interdisziplinäre Herangehensweise, die verschiedene Forschungsstränge innerhalb der Wirtschaftswissenschaften und ihrer Nachbardisziplinen verbindet und (3) der innovative Ansatz in Bezug auf Forschungsmethoden. In Deutschland und anderen Ländern wird die politikrelevante Forschung in den Wirtschaftswissenschaften häufig an außeruniversitäre Einrichtungen delegiert, während die Forschung an den Universitäten von den Herausforderungen der realen Welt abgekoppelt ist.

Der Cluster versucht, Grundlagenforschung besser mit einer gesellschaftspolitischen Perspektive zu verbinden.