Top-Ökonomen formulieren Grundsätze für eine erfolgreiche Bewältigung der aktuellen Wirtschaftskrise

14.07.2020

Seit der Coronakrise stecken viele europäische Länder in einer Rezession. Um die wirtschaftlichen Folgen besser abzufedern, formulieren führende Wirtschaftswissenschaftler, darunter die Bonner Ökonomen Christian Bayer und Moritz Kuhn, Grundsätze für die Wirtschaftspolitik um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise zu bewältigen.

In einem offenen Brief, der auf dem Politikanalyseportalen VoxEU und der deutschsprachigen Ökonomenstimme veröffentlicht wurde, schlagen die Ökonomen verschiedene Maßnahmen vor und beschreiben Leitlinien für die Politik, die europaweit und frei von nationalstaatlichen Interessen zu empfehlen seien. Wichtig sei es derzeit vor allem, Haushalte, die von der Krise getroffen seien,  kurzfristig durch Transferleistungen zu helfen die ökonomischen Folgen der Krise abzufedern. Transferzahlungen bieten darüber hinaus die wichtige Möglichkeit Einschränkungen aufrecht zu erhalten, um die Gesundheitssituation unter Kontrolle zu behalten. Die Ökonomen empfehlen außerdem, mit einem Strukturwandel – wie aus der Klimapolitik gefordert – zu warten. Erst wenn sich die Lage stabilisiere, sei es sinnvoll diesen anzugehen – ansonsten drohe eine weitaus tiefere Rezession. Politische Unsicherheiten müsse man über klare Kommunikation reduzieren und frühzeitig mitzuteilen, welche politischen Regeln auf die Gesellschaft zukämen. Die Politik müsse sich bemühen heute schon Pläne für verschiedene Szenarien zukünftiger Entwicklungen zu formulieren und zu kommunizieren.

Von der europäischen Gemeinschaft lernen

„Wichtig ist es auch, die internationale Zusammenarbeit weiterhin zu stärken, Informationen innerhalb der Staatengemeinschaft auszutauschen und zu überprüfen wo von Best-Practices gelernt werden kann. So kann populistischen Strömungen vorgebeugt werden“, erläutert Moritz Kuhn, Professor für Wirtschaft an der Universität Bonn sowie im Exzellenzcluster ECONtribute. Die Ökonomen können sich als Unterstützung dazu einen unabhängigen wissenschaftlichen Wirtschaftsausschuss vorstellen. Dieser könnte die Politikmaßnahmen in den verschiedenen Regionen Europas bewerten und koordinieren, spezifische strategische Entwicklungsstrategien entwickeln und den zuständigen nationalen Ministerien wirtschaftspolitische Ideen für ihre Regionen an die Hand geben.

Mulitlaterale Handelsbeziehungen wieder aufnehmen

In der aktuellen Krise hat sich deutlich gezeigt, dass die Weltwirtschaft zu einem großen Geflecht an Handelsbeziehungen zusammengewachsen ist. Es gelte, diese Handelsbeziehungen so schnell wie möglich wieder aufzunehmen und die geringen innereuropäischen Handelsbeschränkungen zu nutzen.  Konjunkturmaßnahmen seien notwendig, um die Volkswirtschaften wieder in Schwung zu bringen. Angesichts der derzeit niedrigen Zinssätze empfehlen die Ökonomen, dass europäische Regierungen mit finanziell stärkeren Haushalten in Länder mit schwächeren Haushalten „investieren“, ohne dass eine instabile Schuldendynamik ausgelöst würde. Dies ermögliche ein schnelleres Ende der durch die Corona-Krise ausgelösten Rezession und ist auf Grund der engen Handelsbeziehungen auch in deren eigenem Interesse.

Kontakt

Carolin Jackermeier
PR Manager
M  jackermeier@wiso.uni-koeln.de

Inhaltlicher Kontakt

Prof. Dr. Moritz Kuhn
University of Bonn
M  mokuhn@uni-bonn.de

 

 

Originaltext

VoxEU